Ein Brückenbauer für die ETH-Alumni

Der neue Pr?sident der ETH Alumni Vereinigung heisst Ruedi Hofer. Eine Wahl, die ihn selbst wohl am meisten überraschte.

Portrait von Ruedi Hofer
Ruedi Hofer, neuer Pr?sident der ETH Alumni Vereinigung (Bild: Andreas Eggenberger / ETH Zürich)

?Als mich aus heiterem Himmel Chantal Weibel anfragte, ob ich das Amt des Pr?sidenten der ETH Alumni Vereinigung übernehmen würde, fühlte ich mich geschmeichelt?, erz?hlt Ruedi Hofer mit einem verschmitzten L?cheln. Er habe sofort entgegnet, dass er nicht geeignet sei: Erstens bewege er sich nicht im Dunstkreis der ETH Zürich und zweitens sei er keine bekannte Pers?nlichkeit, sondern ein einfacher Ingenieur. Chantal Weibel, Mitglied der Findungskommission, vermochte er mit seinen Gegenargumenten allerdings nicht zu überzeugen. Nach 48 Stunden Bedenkzeit und Rücksprache mit seiner Frau sagte er zu.

?Allerdings war ich damit noch nicht im Amt?, wie er betont. Vielmehr musste sich Ruedi Hofer mit Motivationsschreiben und Lebenslauf dafür bewerben. ?Mich reizt die Aufgabe, weil sie meine berufliche Laufbahn abrundet – und weil ich überzeugt bin, dass wir Alumni gemeinsam viel bewegen k?nnen?, sagt Hofer. Für ihn bedeutet das neue Amt mehr als ein Ehrenamt: Es ist die Chance, nach einer langen Karriere in Planung, Bau, Verwaltung sowie Bildung und Forschung sein Wissen für die ETH-Community einzusetzen.

Nach seiner Ausbildung zum Bauingenieur an der ETH hatte Hofer leitende Positionen in privaten Unternehmen und ?ffentlichen Institutionen inne. Sein beruflicher Werdegang führte ihn über verschiedene Ingenieurskonsortien zur Gruner AG und von dort zum Tiefbauamt des Kantons Basel-Landschaft, wo er als Kantonsingenieur intensiv mit dem Bereich Geotechnik der ETH zusammenarbeitete.

Anschliessend war er als Gesch?ftsleiter der ?ffentlichen Unternehmung NSNW t?tig, die für das Facility Management der Hochleistungsstrassen in der Nordwestschweiz verantwortlich ist. In dieser Funktion erhielt er zum ersten Mal einen Anruf von einem Headhunter, der seiner Karriere sp?ter eine Wendung geben sollte.

Roboter auf Mission

Titelblatt Globe 25/04

Dieser Text ist in der Ausgabe 25/04 des ETH-????Magazins Globe erschienen.

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Parallel zu seiner beruflichen Laufbahn machte Hofer als Pontonier im Milit?r Karriere bis zum Oberst bei den Genietruppen. Und er erfüllte das Credo des Lifelong Learning durch zahlreiche Weiterbildungen: An der Ingenieurschule Bern besuchte er den Nachdiplomstudiengang Wirtschaftsingenieurwesen und an der Universit?t Bern absolvierte er einen Executive Master of Public Administration. Sp?ter kamen ein HEM Executive Programm ?Führen in Hochschulen? und ein CAS in Hochschuldidaktik an der P?dagogischen Hochschule Zürich dazu. ?Jeden Hochschultyp einmal erleben zu dürfen, war spannend?, sagt Hofer.

Den erw?hnten Anruf erhielt Hofer in seinem achten Jahr als Gesch?ftsführer der NSNW.  Die Hochschule für Architektur, Bau und Geomatik an der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) suchte einen Direktor. ?Ich habe das Inserat in meinem Umfeld gestreut?, erinnert sich Hofer. Sich selbst hatte er aber nie in dieser Position gesehen, bis ihn ein Headhunter kontaktierte. Nach einem halbminütigen Gespr?ch hatte es ihn gepackt: ?Als Naturwissenschaftler und Ingenieur, der dreissig Jahre planen, bauen, erhalten und betreiben durfte, reizte mich die Idee, Praxis und Wissenschaft zusammenzubringen und den Lebensraum integral und nachhaltig zu denken.? Als Direktor war Hofer auch für den Strategieprozess verantwortlich. ?In diesem Zusammenhang kam die Idee auf, eine Organisation für die Bau-Alumni zu gründen?, erz?hlt er. ?Und so wurde ich 2017 Mitglied der ETH Alumni Vereinigung, um zu schauen, wie die das so machen.?

Zuvor stand Hofer zwar im Austausch mit den Professuren im Departement Bau, Umwelt und Geomatik, doch für eine Mitgliedschaft in der Alumni-Vereinigung hatte er sich nicht interessiert. W?hrend seines Studiums habe es nur die GEP gegeben, die Gesellschaft ehemaliger Studierender des eidgen?ssischen Polytechnikums. ?Darunter stellte ich mir einen Club ?lterer reicher Herren vor, und damit war die Sache für mich erledigt?, blickt er zurück. Die Mitgliedschaft bei der Alumni-Vereinigung war dann auch nicht von Bestand – Hofer kündete sie 2024 anl?sslich seiner Pensionierung.

Und dennoch wurde er Pr?sident der Alumni-Vereinigung? ?Für die Findungskommission war Ruedi Hofer mit seinem Rucksack der ideale Kandidat?, sagt Chantal Weibel. Hinzu komme seine einnehmende Pers?nlichkeit: ?Mit seiner ?usserst angenehmen und reflektierten Art hat uns Ruedi überzeugt. Ein derart guter Zuh?rer kann die ETH Alumni Vereinigung als Brückenbauer weiterbringen?, sagt sie. Brücken bauen: Dieses Thema wird Hofer in den kommenden Monaten besch?ftigen. Brücken zu den anderen Vorstandsmitgliedern und auch zu den Delegierten der Mitgliederorganisationen, die mit der Arbeit des ehemaligen Vorstands nicht zufrieden waren.

?Am st?rksten besch?ftigt uns zurzeit die Aufarbeitung des Projekts Knowledge Network, das nach drei Jahren gestoppt werden musste?, sagt Hofer. Aber auch andere Themen beanspruchen seine Aufmerksamkeit. Bereits unterschrieben ist die Rahmenvereinbarung mit der ETH, die die gegenseitige Zusammenarbeit regelt. Dieser war Teil der Transformation der Vereinigung, die der ehemalige Vorstand noch abschliessen konnte. Wo die Vereinigung künftig Priorit?ten setzen wird, soll aus dem Strategieprozess hervorgehen, den der Vorstand lanciert hat. Was k?nnen ETH-Alumni bewegen – für die eigene Community, für die Gesellschaft, für die ETH? In welchen Wirkungsfeldern wollen wir aktiv sein? Bereits in einem halben Jahr soll es erste Antworten geben. ?Wir sind alle angetreten, um etwas zu bewegen, um einen Mehrwert zu schaffen?, erkl?rt Hofer mit einem optimistischen Lachen.

Die Vorstandsmitglieder

Ruedi Hofer ist als Pr?sident vor allem für die Organisation der ETH Alumni Vereinigung und die Aussenbeziehungen zust?ndig. Vizepr?sident Avrath Chadha ist beruflich in der ganzen Welt unterwegs. Er wird sich um die internationale Vernetzung mit anderen Organisationen kümmern, widmet sich zun?chst aber der Strategie. Aino Hacklin verantwortet die Finanzen. Zu dritt bilden sie das Pr?sidium. Simon Suhrbeer kümmert sich um die Gesch?ftsprozesse und die Informatik – eine zentrale Aufgabe in einer Organisation mit rund 30?000 Mitgliedern. Thomas Erb ist für gr?ssere Events zust?ndig, und Chantal Weibel, die als Leiterin der Findungskommission mit einer Zusage für den Vorstand z?gerte, kümmert sich um die Kontaktpflege mit den Mitgliederorganisationen. Als ETH-Vertreter konnte Lukas Sigrist begeistert werden, der im Rektorat der Hochschule für die Weiterbildung zust?ndig ist.

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