Insekten-Schmaus statt Rollschinkli?

Die Feiertage rücken n?her und bescheren vielen eine reich gedeckte Tafel. Traditionell hoch im Kurs stehen Fondue Chinoise und Rollschinkli. Niemand k?me hierzulande auf die Idee, Larven, K?fer oder Zikaden zu servieren. In anderen Kulturen gelten Insekten aber als Delikatessen. Warum auch wir sie als Nahrungsquelle in Betracht ziehen sollten.

Enlarged view: Insekten als kulinarischer Genuss
N?hrstoffreich und umweltschonend: Insekten essen macht Sinn - und schmeckt auch noch. (Photo: Montage ETH Zürich / Colourbox / Urf)

Eiweisse (Proteine) sind essentiell für den menschlichen Organismus: Wir brauchen sie unter anderem für den Zellaufbau und ein funktionierendes Immunsystem. Für unsere Ern?hrung k?nnen wir zwischen tierischen oder pflanzlichen Eiweissquellen w?hlen. In den letzten Jahren ist aber die globale Nachfrage für tierisches Eiweiss besonders gestiegen. Tierische Proteine sind zwar sehr wertvoll für den menschlichen Organismus, doch um Fleisch herzustellen, nehmen wir teilweise drastische negative Auswirkungen in Kauf. Vor allem die Massentierhaltung mit ihren hohen Belastungen für Tier (Stress, Krankheitsanf?lligkeit) und Umwelt (Futtermittelverbrauch, Treibhausgase) kann einem den Genuss des Rollschinklis vermiesen. Die Suche nach tierischen Eiweissquellen, die umweltfreundlicher produziert werden k?nnen, wird deshalb immer dringlicher.

Alternative Nahrungsquellen sind gefragt

Insekten essen ist in vielen Kulturkreisen nichts Ungew?hnliches – bereits heute haben bis zu zwei Milliarden Menschen Insekten auf ihrem Speiseplan. Die kleinen Krabbeltierchen werden jedoch selten aus Mangel anderer Nahrungsquellen verzehrt, sondern vielmehr als Erg?nzung verstanden. So galt auch bei uns die Maik?fersuppe bis ins 18. Jahrhundert als eine saisonale Delikatesse – wenn auch nicht zu Weihnachten. Tats?chlich unterstreichen einige Studien die hohen N?hrstoffwerte vieler Insekten. Die Weltern?hrungsorganisation FAO hat in ihrem Bericht ?Humans Bite Back? [1] bereits 1400 verschiedene Insektenarten als für den Menschen essbar eingestuft. Dazu z?hlen Heuschrecken und Grillen ebenso wie Bienen und Libellen.

Proteine aus der Insekten-Farm

Die Idee, Insekten als Eiweissquelle für unsere Ern?hrung zu verwenden, ist also auch hierzulande alles andere als neu. Interessant ist auch, dass die industrielle Produktion von Insekten in den letzten Jahren vermehrt erforscht wird. Das Ziel: alternative hochwertige Eiweissquellen zu produzieren. Die Erwartungen sind gross, weil Insekten deutliche Effizienzsteigerungen versprechen. Tats?chlich braucht die Produktion von 1 kg Insekten rund 2 kg Futter. Bei Rindfleisch betr?gt dieses Verh?ltnis ungef?hr eins zu acht [2]. Ebenso ben?tigen Insekten weniger Wasser und Platz als Rinder.

Futtermehl aus Würmern?

Mehlwürmer
Mehlwürmer, die Larven des Mehlk?fers, liefern nahrhafte Mahlzeiten. (Bild: Colourbox)

Bevor wir aber Christstollen mit kandierten Heuschrecken und Mehlwurmmehl im Detailhandel kaufen k?nnen, müssen noch einige technische sowie rechtliche Fragen gekl?rt werden. Zum Beispiel welche Insektenarten sich überhaupt für eine Züchtung im grossen Stil eignen, und wie die Krankheitskontrolle in derartigen Systemen aussehen kann. Zudem k?nnen viele potenzielle Zucht-Insekten nicht einfach jede Art von Abfall aus der Biotonne fressen, sondern ben?tigen je nach Spezies auch hochwertige Nahrung. Weiter stellt sich die rechtliche Frage, ob Insekten oder Produkte aus Insekten überhaupt als Lebensmittel angeboten werden dürfen.

Im Schweizer Lebensmittelrecht sind Insekten derzeit nicht als Lebensmittel definiert. Zwar kann man für einzelne Anl?sse Bewilligungen einholen, für die regelm?ssige Vermarktung wurde aber bisher noch keine Erlaubnis erteilt. Dies k?nnte sich nun bald ?ndern, da bis 2016 geplant ist, Insekten in die Lebensmittelverordnung mitaufzunehmen. Doch sind Insekten nicht nur für den menschlichen Konsum geeignet. Auch als Ersatzstoffe für Tierfuttermittel, die bisher vor allem auf Tier- und Fischmehl basieren, k?nnten Insekten eine interessante Alternative darstellen.

Würden Sie ein Regenwurm-Vermicelles essen?

Unsicher ist zudem, wie gross die Akzeptanz von Insekten als Nahrungsmittel sein wird. Schliesslich wurden wir erzogen, sie mit verdorbenem Essen zu assoziieren. Wer seine Abneigung jedoch überwindet und selbst mal eine Handvoll knusprig frittierter Mehlwürmer kostet, stellt rasch fest, welch nahrhafte und k?stliche Delikatesse das ist – reichen Sie diese doch zum Apéro am Stephanstag.

Ich wünsche Ihnen allen frohe und genussvolle Festtage!

Enlarged view: Frohe Weihnachten!
(Bild: Colourbox)

Weiterführende Informationen

[1] Forest insects as food: external page humans bite back

[2] external page For More Protein, Filet of Cricket

Zum Autor

JavaScript has been disabled in your browser