Lösungsmittel, Gefrierschränke, und Pipettenspitzen: Engagement für Nachhaltigkeit in ETH Laboren

Am zweiten GreenLabs-Zertifizierungsevent vom 12. M?rz 2025 erhielten 22 Forschungsteams Zertifikate für ihre Bemühungen, die Nachhaltigkeit in ihrem Laborumfeld voranzutreiben. Wir reflektieren, wie GreenLabs die ETH auf dem Weg zu ihrem Netto-Null-Emissionsziel und ressourcenschonendem Verhalten unterstützt.

Gruppenbild GreenLabs Zertifizierungsevent 2025
Ein Moment zum Feiern: Bronze, Silber, und Gold für 22 Labore. (Bild: ETH Sustainability)

Autor: Dominik Hauser, ETH Sustainability, 11.04.2025

Das Forschungslabor mit seinen Werkzeugen und Ger?ten ist emblematisch für die wissenschaftliche Welt. Im ETH-Universum ist das Labor nicht nur ein physischer, sondern auch ein sozialer Raum. Das Labor ist daher für viele Forschende und Mitarbeitende aller Karrierestufen ein Kernstück ihrer beruflichen Identit?t und eignet sich besonders, im Hinblick auf eine verst?rkte soziale und ?kologische Verantwortung in den Mittelpunkt gerückt zu werden.

Als wichtiger Teil der ETH-Aktivit?ten tragen die Labors heute wesentlich zu den indirekten Emissionen der Treibhausgasbilanz unserer Hochschule bei. Maschinen und Gefriertruhen stecken voll ressourcenintensiven Komponenten und verbrauchen im Betrieb viel Strom. Der st?ndige Nachschub an Chemikalien und Ger?ten produzieren so genannte Scope-3-Emissionen, die in den Lieferketten versteckt sind, sowohl bei der Produktion (upstream) als auch bei der Entsorgung (downstream). Wissenschaftliche Ger?te und Maschinen sowie Laboratorien verursachen insgesamt 54'000 Tonnen CO2eq und haben damit einen Anteil von rund 30% an der Treibhausgasbilanz 2024 der ETH.
 

Greenlabs: Ein Grassroots-Prozess

Als Ort der Innovation und des Ressourcenverbrauchs müssen st?ndig Kompromisse ausgehandelt und Dilemmata gemeistert werden. Aus diesem Grund hat sich eine Gruppe von Laborfachpersonen zusammengeschlossen, um die Klimabilanz der Labors an der ETH und der Universit?t Zürich (UZH) zu verbessern. Gemeinsam gründeten sie GreenLabs Zürich. Dieses Freiwilligenprojekt wandte sich 2022 an ETH Sustainability mit der Anfrage um Unterstützung der Initiative. Was folgte, war ETH GreenLabs, ein Pilot für ETH-Labore, der sich für mehr Nachhaltigkeit in der Laborpraxis sowie für eine Exploration der Scope-3-Reduktion einsetzt.

Das Lab Efficiency Assessment Framework (LEAF), das vom University College of London entwickelt wurde, wird weltweit von vielen Laboren genutzt - meist auf freiwilliger Basis. Die verschiedenen Stufen - Bronze, Silber und Gold - würdigen den zunehmenden Aufwand und die Strenge, mit der ein im Labor arbeitendes Team seine Praktiken so nachhaltig wie m?glich gestaltet. Sobald die Laborteams die Fragebogen ausgefüllt haben, werden sie von freiwilligen GreenLabs-Mitgliedern, von denen viele selbst in der Laborumgebung arbeiten, besucht. Dieser Peer-Review-Prozess f?rdert den Wissensaustausch und tr?gt zum Aufbau und zur Erweiterung der GreenLabs-Gemeinschaft bei. In den Worten eines der Gründungsmitglieder von GreenLabs Zürich: ?Die gr?sste St?rke dieses Prozesses ist der direkte Kontakt mit den Menschen in den Laboren. Dadurch k?nnen wir umfassendere institutionelle Herausforderungen identifizieren, praktische Ideen zwischen Gruppen austauschen und die Menschen hinter den Kulissen kennenlernen. Diese pers?nliche Verbindung f?rdert echtes Engagement und hat die Tür zu neuen Initiativen ge?ffnet, die sich mit den Bedürfnissen der Labore befassen, um nachhaltiger zu werden.“

?Durch den direkten Kontakt in den Laboren k?nnen wir umfassendere institutionelle Herausforderungen identifizieren, praktische Ideen zwischen Gruppen austauschen und die Menschen hinter den Kulissen kennenlernen.?
Gründungsmitglied von GreenLabs Zürich

Der Prozess ist jedoch nicht nur eine ?bung zur Selbstdarstellung der bereits bestehende Massnahmen. Durch die Besch?ftigung mit den Frageb?gen, die durch das Framework zur Verfügung gestellt sind, werden die Laborteams aufgefordert, über ihre Massnahmen und Praktiken im Detail zu reflektieren und über neue potenzielle Massnahmen nachzudenken und zu verhandeln. Die Gutachtenden bewerten nicht nur, wie viele K?stchen das Laborteam ankreuzen kann, sondern auch, ob Nachhaltigkeit ein zentraler Aspekt der t?glichen Arbeit im Labor ist. Nur dann kann der Goldstandard erreicht werden.

Die Zertifizierungsveranstaltung: Anerkennung von Engagement und Aufbau von Wissen

Bei der ersten Ausgabe des GreenLabs-Zertifizierungsanlasses im Januar 2024 erhielten 18 Labore ein Zertifikat. Beflügelt durch den Erfolg der ersten Review-Runde war GreenLabs Zürich entschlossen, die Veranstaltung zu einer j?hrlichen Tradition zu machen und so lange weiterzumachen, bis jedes Labor der ETH zertifiziert ist.

Am zweiten Zertifizierungsanlass, der am 12. M?rz 2025 stattfand, konnten 22 weitere Zertifikate vergeben werden. Die Stimmung im Dozentenfoyer war sehr feierlich: Viele der anwesenden Laborteammitglieder sind diejenigen, die sich dafür einsetzen, dass Nachhaltigkeit zur Kernagenda ihrer Forschungsgruppe geh?rt. Ihre Handlungen spiegeln ihr Bestreben wider, Laborpraktiken und -routinen zu ver?ndern. Einer der mit einem Zerifikat ausgezeichneten Teilnehmenden, fasst dies wie folgt zusammen: ?Als wir von unseren Labornachbarn zum ersten Mal von GreenLabs und LEAF h?rten, waren wir sofort begeistert, uns der Initiative anzuschliessen. Gerade als brandneues Labor (Kleele Lab. ETH Zürich) sind wir stolz darauf, Teil dieser Gemeinschaft zu sein, und werden unser Bestes tun, um die Wissenschaft nachhaltiger zu gestalten. Ich freue mich darauf, ein aktives Mitglied von GreenLabs zu werden.“

?Als brandneues Labor sind wir stolz darauf, Teil dieser Gemeinschaft zu sein, und werden unser Bestes tun, um die Wissenschaft nachhaltiger zu gestalten.?
Mitglied des Kleele Lab., ETH Zürich

Synergien zwischen ETH-Initiativen

Es gibt andere, deren Ideen und Missionen sich mit der Mission von GreenLabs verweben und synergetisch wirken. Die von Studierenden gegründete gemeinnützige Organisation EquipSent mit Sitz in Zürich schafft wirkungsvolle Verbindungen zwischen ETH-Labors und der Welt: Bildung und Forschung in einkommensschwachen L?ndern werden durch mangelnden Zugang zu teuren wissenschaftlichen Ger?ten stark behindert. Gleichzeitig ersetzen Labore in L?ndern mit hohem Einkommen noch funktionstüchtige Ger?te, um sie durch die neueste Technologie zu ersetzen. EquipSent macht sich dies zunutze und bietet Labors die M?glichkeit, ihre ausgemusterten Ger?te an diejenigen zu spenden, die sie gut gebrauchen k?nnen.

Wie geht es weiter?

GreenLabs h?lt an seinem Ziel fest, jedes Labor an der ETH zu zertifizieren. W?hrend LEAF in erster Linie auf die Bedingungen von Nasslaboren angewendet wird, startet GreenLabs Zürich Tests mit zus?tzlichen Frameworks wie GreenDiSC, die sich auf Computerlabore konzentrieren.

In den letzten zwei Jahren haben wir gelernt, dass viele Forschende und Laborfachpersonen unsch?tzbares Wissen und Praktiken entwickeln, aber keine Plattform haben, um diese mit anderen zu teilen. Daher ist GreenLabs Zürich dabei, ein Open-Source-Wiki zu entwickeln, in dem alle Engagierten Artikel erstellen und bearbeiten k?nnen, um die eigenen Erkenntnisse mit anderen zu teilen und andere auf ihrem Weg zur Nachhaltigkeit zu unterstützen. Der Peer-Review-Charakter eines Wikis knüpft nahtlos an den Review-Prozess an, der sich als Kernbestandteil der GreenLabs-Kultur herausstellt.

GreenLabs Zurich tr?gt wesentlich zum Netto-Null Ziel der ETH bei. Die Gemeinschaft von klima- und nachhaltigkeitskompetenten Angeh?rigen weiss am besten, was zu tun ist, um allt?gliche Praktiken in einem so heterogenen und komplexen Bereich wie der experimentellen Wissenschaft zu ver?ndern.

Durch Pilote wie GreenLabs werden die Systemgrenzen unserer Hochschule bis hin zu jeder angelieferten Lastwagenladung und jedem Abwassertropfen, der unsere Geb?ude verl?sst, erweitert. Die Berücksichtigung der Details und Nuancen hilft bei der Konzeption und Umsetzung systemweiter, nachhaltig wirkungsvollen Massnahmen.

Jetzt beim Pilotprojekt ?Green Labs? mitmachen!

Man kann entweder direkt mit der LEAF-Submission seines Labors anfangen oder ETH GreenLabs beitreten.

Um mit der LEAF submission anzufangen:

  1. ). Die Registrierung ist ab sofort m?glich.
  2. Einem Labor beitreten/ein neues Labor erstellen: Erstellen Sie entweder eine Anfrage für ein neues Labor (gemeint ist Laborteam) oder treten Sie einem bestehenden Labor bei. Neue Anfragen werden von der Systemadministration bearbeitet, w?hrend neue Mitglieder in bestehenden Laboren von bereits registrierten Labormitgliedern zugelassen werden k?nnen.
  3. Take Action: Mit einem Klick auf ?Manage Award Criteria? und/oder ?Manage Calculators? k?nnen nun die verschiedenen Massnahmen für nachhaltigere Laborpraxis eingesehen und bearbeitet werden.essment (a poll has shown this takes between 1-10 hours per lab, depending on the level of ambition).
  4. Zertifizierung: Sobald alle Kriterien für eine Zertifikatsstufe erfüllt sind, kann diese zur Begutachtung eingereicht werden.

Bei Fragen oder um dem Team beizutreten meldet euch bitte bei .

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