Neuer Einblick ins Erdinnere

Seit 300 Jahren ist bekannt, dass sich das Magnetfeld der Erde nach Westen bewegt. Warum es das tut, zeigen nun Computersimulationen von Forschern der ETH Zürich und Universität Leeds, die auf dem CSCS-Supercomputer «Monte Rosa» durchgeführt wurden.

Vergr?sserte Ansicht: magnetfeld
Die Illustration zeigt das Resultat einer Computersimulation. Zu sehen sind die magnetischen Feldlinien. Die st?rksten Magnetfelder befinden sich nahe den Polen (gelb und rote Bereiche der Feldlinien). (Illustration: Jean Favre / CSCS)

Das Erdmagnetfeld, das unseren Globus umgibt, schützt die Erde vor sch?dlicher Strahlung und hilft Tieren wie V?geln oder Flederm?usen dabei, sich zu orientieren. Erzeugt wird das Erdmagnetfeld in erster Linie im sogenannten Geodynamo, durch Prozesse die sich im ?usseren flüssigen Erdkern und im inneren festen Erdkern abspielen. Philip Livermore von der Universit?t Leeds, sowie Rainer Hollerbach und Andrew Jackson von der ETH Zürich haben nun anhand von Computersimulationen auf dem CSCS-Supercomputer ?Monte Rosa? erstmals gezeigt, dass das Magnetfeld selbst wiederum diese dynamischen Prozesse im Erdkern beeinflusst. Demnach bewirkt das Magnetfeld, dass sich der innere feste Kern - der etwa so gross wie der Mond ist - in ?stliche Richtung dreht und das Magnetfeld sich westw?rts bewegt. Letzteres wurde bereits 1692 vom Entdecker des Kometen Halley, dem Naturforscher Edmund Halley beobachtet, konnte aber bis anhin nicht erkl?rt werden.

Schub nach Ost und West

Indem die Wissenschaftler für ihre Simulation neue Methoden nutzten und dabei vor allem mit einer um zwei Gr?ssenordnungen niedrigeren, und somit 100 Mal realit?tsn?heren Viskosit?t als in bisherigen Modellen arbeiteten, sei es gelungen bestimmte physikalische Prozesse im Erdkern entsprechend h?her aufzul?sen, sagen die Forscher. Die Simulationen zeigen, wie die Kr?fte des Erdmagnetfeldes im ?ussersten Bereich des flüssigen Erdkerns bewirken, dass das Magnetfeld nach Westen wandert. Gleichzeitig verpassen dieselben Kr?fte dem inneren festen Kern einen Schub nach Osten. Das führt dazu, dass der innere Erdkern eine h?here Dreh-Geschwindigkeit hat als die Erde.

Die Forscher kommen anhand ihrer Studie zum Schluss, dass bereits kleine Ver?nderungen im inneren Magnetfeld der Erde dazu führen k?nnen, dass sich die jeweiligen Bewegungsrichtungen umkehren. Das wiederum erkl?rt die Beobachtung, dass sich in den vergangenen 3000 Jahren das Erdmagnetfeld anstatt nach Westen mehrfach nach Osten verschoben hat. Vermutlich rotierte der innere Erdkern anstatt in ?stliche dann auch in westliche Richtung. Kleinste Ver?nderungen im Magnetfeld k?nne laut den Forschenden auch zu unterschiedlichen Rotationsgeschwindigkeiten des inneren Kerns geführt haben. Diese Beobachtung machten erst kürzlich Forscher um Hrvoje Tkalcic von der Australien National University für die vergangenen 50 Jahre.

Einzige M?glichkeit zur Rekonstruktion

Berechnungen von Modellen des Erdmagnetfeldes geh?ren zu den rechenintensivsten Simulationen im Hochleistungsrechnen. In den Simulationen müssen unter anderem Gleichungssysteme der Fluiddynamik, klassischen Mechanik bis hin zur Thermodynamik gel?st werden. Die Simulationen in Kombination mit seismischen Messungen liefern die einzige M?glichkeit, das Erdinnere, in Tiefen von 2900 Kilometern bis hin zum Erdmittelpunkt in 6378 Kilometern Tiefe zu erforschen. Derartige Studien haben in den vergangenen Jahrzehnten enorm zum Verst?ndnis beigetragen, was sich im Erdinneren abspielt.

Literaturhinweis

Livermore PW, Hollerbach R, Jackson A: Electromagnetically driven westward drift and inner-core superrotation in Earth’s core, PNAS 2013, 110, 15914-15918; doi:externe Seite 10.1073/pnas.1307825110

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