Spark Award 2025: Vom Schadstoff zum Rohstoff
Der Preis für die vielversprechendste Erfindung, die an der ETH Zürich im vergangenen Jahr gemacht wurde, geht an ein Forschungsteam des Labors für Organische Chemie. Die Wissenschaftler erhalten den Spark Award 2025 für ein neuartiges Verfahren, mit dem sie weltweit verbreitete Schadstoffe in industrief?hige Rohstoffe verwandeln.
In Kürze
Die ETH Zürich zeichnet jedes Jahr die vielversprechendste Erfindung mit dem Spark Award aus.
2025 erhalten Patrick Domke, Alberto Garrido-Castro und Bill Morandi die begehrte Auszeichnung für ihr elektrochemisches Verfahren, das langlebige Schadstoffe zu wertvollen Rohstoffen für industrielle Anwendungen macht.
Die Preisverleihung fand im Rahmen der Innovationsveranstaltung Open-i statt, an der ETH-Forschende weitere Erfindungen sowie Kooperationsm?glichkeiten aufzeigten.
?Wir dachten, unsere Erfindung sei schwer zu vermitteln – daher haben wir überhaupt nicht mit einem Sieg gerechnet?, sagt Alberto Garrido-Castro. Gemeinsam mit Patrick T. Domke und Professor Bill Morandi, stellvertretender Leiter des Labors für Organische Chemie am ETH-Departement Chemie und Angewandte Biowissenschaften, wurde er mit dem Spark Award ausgezeichnet.
Für die Fachjury zeichnete sich die Entscheidung jedoch früh ab: Das elektrochemische Verfahren, mit dem sogenannte persistent organic pollutants (POPs) in sichere und wiederverwendbare Stoffe wie gew?hnliches Kochsalz umgewandelt werden k?nnen, überzeugte in den Kriterien Originalit?t, Patentst?rke und Marktrelevanz. Zu diesen langlebigen Schadstoffen z?hlen etwa DDT oder Lindan – Substanzen, die im 20. Jahrhundert in Millionen Tonnen als Insektizide eingesetzt wurden und unsere ?kosysteme bis heute belasten.
Aus 107 Erfindungen gekürt
Fünf Technologien hatten es in die Endrunde geschafft. Die Vorauswahl aus insgesamt 107 Patentanmeldungen von ETH-Forschenden im vergangenen Jahr trafen die Technologie- und Lizenzmanagerinnen und -managern von ETH transfer. Die Fachjury mit Vertreter:innen aus der Industrie kürte dann das Siegerprojekt.
?bergeben wurde der Preis von Vanessa Wood, ETH-Vizepr?sidentin für Wissenstransfer und Wirtschaftsbeziehungen, und Beat Weibel, Leiter von ETH transfer. Ausschlaggebend für die Jury sei vor allem das Marktpotenzial gewesen: ?Die Erfindung hat das Potenzial, ein globales Umweltproblem grundlegend zu entsch?rfen?, so Weibel. Das Forscherteam plant, die Technologie künftig an industrielle Partner zu lizenzieren. ?Wir m?chten, dass unser Verfahren angewendet wird?, betonte Garrido-Castro.
Verleihung am Open-i
Die Auszeichnung wurde im Rahmen des Innovationsevents Open-i von NZZ Connect im Kongresshaus Zürich verliehen. Open-i bringt Teilnehmende aus Wirtschaft und Wissenschaft zusammen – mit Fokus darauf, wie Forschungsergebnisse in konkrete Anwendungen überführt werden. Teil des Programms ist auch eine Ausstellung, bei der Forschende und Spin-offs der ETH ihre Entwicklungen pr?sentieren und sich vernetzen k?nnen.
Die Siegertechnologie:
Schadstoff-Upcycling: Organische Schadstoffe wie DDT und Lindan wurden im 20. Jahrhundert im Megatonnenmassstab produziert. Gelangen die toxischen Stoffe in die Umwelt bauen sie sich nur langsam ab und reichern sich in der Nahrungskette an. Forschende aus dem Labor von Bill Morandi haben nun eine Upcycling-Methode entwickelt, bei der eine elektrochemische Reaktion die Schadstoffe in wertvolle Grundstoffe für die chemische Industrie umwandelt.
Forschende: Patrick Domke, Alberto Garrido-Castro, Bill Morandi
Die Finalisten:
Multimetalldruck: Bauteile in der Luft- und Raumfahrt wie Raketendüsen ben?tigen komplexe Metalllegierungen, um den enormen ?usseren Einflüssen standzuhalten. Diese Multimetall-Komponenten lassen sich mit 3D-Druck erstellen – dies ist jedoch relativ teuer. Forschende aus dem Labor von Markus Bambach haben ein neuartiges einstufiges 3D-Druck-Verfahren für Multimetalle entwickelt, das deutlich günstiger ist und zudem Abfall reduziert.
Forschende: Markus Bambach, Dion Pirchl, Raphael Steffen, Michael Tucker
Mikrotr?pfchen: Bis heute kommen in der Pharmaforschung grosse Pipettierroboter und Millionen von Kunststoffplatten zum Einsatz. Forschende aus dem Labor von Petra Dittrich haben ein Ger?t für hohen Probendurchsatz entwickelt, das tausende Mikrotropfen – jeweils eine Probe – auf einer Glasplatte von der Gr?sse einer Kreditkarte platziert. Nur ein Tropfen befüllt die gesamte Platte. Das System arbeitet schneller als herk?mmliche Pipettierroboter, ist deutlich günstiger und reduziert dank Miniaturisierung Abfall.
Forschende: Maximilian Breitfeld, Claudius Dietsche, Petra Dittrich
Sauerstoffsensor: Genaue Messungen des Sauerstoffgehalts sind für viele industrielle und medizinische Anwendungen entscheidend: Sie dienen der Analyse von Abgasen, erm?glichen die sauerstofffreie Verarbeitung von Lebensmitteln und Medikamenten und überwachen den Sauerstoffanteil in der Atemluft oder im Blut. Im Labor von Máté Bezdek wurde jetzt ein lichtaktivierter Sensor entwickelt, der Sauerstoff selbst in komplexen Gasgemischen pr?zise nachweist.
Forschende: Máté Bezdek, Lionel Wettstein
Hand-Exoskelett: Nach einem Schlaganfall ist bei vielen Menschen die Funktion der Hand eingeschr?nkt, was ihre Selbstst?ndigkeit einschr?nkt. Forschende aus den Laboren von Roger Gassert und Olivier Lambercy haben ein neuartiges Hand-Exoskelett entwickelt, das Betroffenen hilft, allt?gliche Bewegungen wie das Greifen wieder zu erlernen. Die akkordeonartige Struktur macht es leicht, robust und gut in den Alltag integrierbar. Dank 3D-Druck l?sst es sich einfach anpassen und in grosser Stückzahl herstellen
Forschende: Rafael B?nziger, Jan Dittli, Roger Gassert, Olivier Lambercy, Raffaele Ranzani, Jaeyong Song, Natalie Tanczak
Spark Award
Die ETH Zürich zeichnet seit 2012 j?hrlich die vielversprechendste Erfindung mit dem Spark Award aus. Weitere Informationen finden sich auf der Website Spark Award.