Sollten die Parkgebühren an der ETH höher sein?

Sollte die ETH ihre Parkgebühren erh?hen – oder ist dies doch kein wirksames Mittel für mehr Nachhaltigkeit? In der aktuellen Ausgabe des Mitarbeitermagazin ?life? diskutieren Anthony Patt und Mirlinda Pireva über diese? Frage. Die Schulleitung verfolgt derzeit keine Pl?ne zur Erh?hung der Parkgebühren. Was ist Ihre Meinung? Diskutieren Sie mit – anhand eines Eintrags in der Kommentarspalte.

Pro

Anthony Patt, Professor für Klimapolitik

Gezeichnete Illustration von Tony Patt

Die Parkgebühren an der ETH sollten erh?ht werden, jedoch muss dabei das richtige soziale Ziel erreicht werden. Die Stadt Zürich verfolgt zwei relevante Ziele: die Verbesserung der Lebensqualit?t durch die Reduzierung des motorisierten Verkehrs in Wohngebieten und die Erreichung der CO?-Neutralit?t bis 2040. 

Eine Erh?hung der Parkgebühren würde einige Menschen davon abhalten, mit dem Auto zum 365体育官网_365体育备用【手机在线】 zu fahren. Dies würde jedoch nicht zu einer Verringerung des Verkehrs in Wohngebieten führen, da die meisten Pendler ausserhalb der Stadt wohnen und die Hauptverkehrsachsen in die Stadt nutzen. Darüber hinaus beeintr?chtigen hohe Parkgebühren die Lebensqualit?t von Menschen mit geringerem Einkommen. Eine Erh?hung der Parkgebühren allein zum Zweck der Verringerung der Anzahl der Autos k?nnte sich durchaus negativ auf diese Bev?lkerungsschicht auswirken.

Wie sieht es mit der CO?-Neutralit?t aus? Um die zu erreichen, müssten alle motorisierten Fahrzeuge vollst?ndig elektrifiziert werden. Sp?testens bis 2040 müsste jedes einzelne Auto, das an der ETH parkiert wird, ein Elektroauto sein. Untersuchungen haben gezeigt, dass Menschen ihr Benzinauto gerne durch ein Elektroauto ersetzen, wenn sie es bequem t?glich aufladen k?nnen. Idealerweise an ihrem Wohnort, aber auch am Arbeitsplatz. Untersuchungen haben auch gezeigt, dass das Laden von Elektroautos tagsüber statt nachts an Bedeutung gewinnen wird, da der Anteil der Solarenergie am Stromsystem steigt. Beide Erkenntnisse legen nahe, dass jeder Parkplatz an der ETH über eine Steckdose verfügen sollte. Wichtig w?re auch, den Strompreis an diesen Steckdosen so niedrig wie m?glich zu halten, um die Menschen zu ermutigen, tagsüber zu laden. Die ETH sollte die Installation von Ladeinfrastruktur nicht durch h?here Strompreise an diesen Lades?ulen finanzieren.

?Um die CO?-Neutralit?t zu erreichen, müssten alle motorisierten Fahrzeuge vollst?ndig elektrifiziert werden.?
Anthony Patt

Daher sollen alle, die an der ETH parkieren, unabh?ngig davon, welchesAuto sie fahren, die Aufrüstung der Parkpl?tzemit Ladeinfrastruktur finanzieren. Die Investitionskosten belaufen sich auf etwa 5000 Franken pro Parkplatz, was 1.25 Franken pro Arbeitstag über 20 Jahren entspricht. Dementsprechend müsste die Tagesparkgebühr von derzeit 20 Franken auf 21.25 Franken erh?ht werden. Dies ist keine grosse Preiserh?hung. Sie wird die Nutzung von Autos kaum einschr?nken und keine wesentlichen Auswirkungen auf die Lebensqualit?t haben. Doch durch die Finanzierung der erforderlichen Infrastruktur wird sie der Stadt Zürich helfen, ihr ehrgeiziges und wichtiges Klimaziel zu erreichen.

Kontra

Mirlinda Pireva, Mitarbeiterin FIRST – Center for Micro- and Nanoscience

Gezeichnete Illustration von Mirlinda Pireva

Die ETH Zürich bekennt sich seit Jahren zu den Zielen einer nachhaltigen Entwicklung. Auch im Bereich Mobilit?t sollen Emissionen gesenkt und Ressourcen geschont werden – ein Anliegen, das in Zeiten des Klimawandels zweifellos hohe Priorit?t verdient. Der Wille, hier Verantwortung zu übernehmen, ist anerkennenswert. Doch eine konsequente Umsetzung ?kologischer Prinzipien verlangt auch, unterschiedliche Lebensrealit?ten angemessen zu berücksichtigen.

Viele ETH-Angeh?rige sind auf individuelle Mobilit?t angewiesen – sei es aufgrund fehlender ?V-Anbindungen im l?ndlichen Raum, aussergew?hnlicher Arbeitszeiten oder famili?rer Verpflichtungen. Gerade in der Forschung oder im technischen Betrieb geh?ren Arbeitszeiten ausserhalb des üblichen Pendlerfensters zur Normalit?t. Die M?glichkeit, jederzeit zuverl?ssig zum 365体育官网_365体育备用【手机在线】 zu gelangen, ist für viele Voraussetzung, um ihre Aufgaben wahrnehmen zu k?nnen. Für sie ist das Auto kein Ausdruck von Komfort, sondern eine funktionale Notwendigkeit.

?Gerade in der Forschung oder im technischen Betrieb geh?ren Arbeitszeiten ausserhalb des üblichen Pendlerfensters zur Normalit?t.?
Mirlinda Pireva

Gleichzeitig sind die ?ffentlichen Verkehrsmittel zu Hauptverkehrszeiten bereits heute stark ausgelastet. Die Vorstellung, dass sich der Bedarf einfach umlenken l?sst, greift zu kurz. Auf der anderen Seite stehen tagsüber zahlreiche Parkpl?tze auf dem 365体育官网_365体育备用【手机在线】 leer. In dieser Situation erscheint eine pauschale Erh?hung der Parkgebühren nicht nur wenig zielgerichtet, sondern auch sozial unausgewogen. Denn sie trifft unabh?ngig von tats?chlicher Alternativlosigkeit oder individueller Belastbarkeit – und kann so gerade jene benachteiligen, die ohnehin wenig Spielraum haben.

Eine nachhaltige Mobilit?tsstrategie sollte deshalb differenzierter ausgestaltet sein. Statt fl?chendeckender Preiserh?hungen w?re eine gezielte Berücksichtigung besonderer Bedürfnisse denkbar – etwa über transparente Kriterien für reduzierte Gebühren oder eine flexiblere Ausgestaltung bestehender Nutzungsmodelle. Auch Angebote wie Fahrgemeinschaften k?nnten institutionell st?rker unterstützt werden. Nachhaltigkeit endet nicht bei CO?-Bilanzen. Sie umfasst auch die soziale Dimension. Wer sie ernst nimmt, wird ?kologische und gesellschaftliche Aspekte gemeinsam denken – und dabei tragf?hige L?sungen für eine diverse Hochschulgemeinschaft entwickeln. Die ETH verfügt über die wissenschaftliche Kompetenz und die gesellschaftliche Verantwortung, beides in Balance zu bringen.

Dieser Artikel ist in der Ausgabe 3/2025 des Mitarbeitendenmagazins ?life? erschienen.

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