Neuer Delegierter für Nachhaltigkeitstransformation
Die Schulleitung hat Thomas Bernauer, Professor für Politikwissenschaft, zum neuen Delegierten für Nachhaltigkeitstransformation gew?hlt. Er übernimmt das Amt per 1. November 2025. Seine Aufgaben: die strategische Weiterentwicklung und wirkungsvollere Ausrichtung der Nachhaltigkeitsbestrebungen der ETH Zürich.?
Thomas Bernauer bringt jahrzehntelange Erfahrung in Forschung und Lehre zur Umwelt- und Klimapolitik mit. Nun will er dieses Wissen in die Institution selbst einbringen. Als Delegierter für Nachhaltigkeitstransformation ist er gleichzeitig auch Vorsitzender des neuen Nachhaltigkeitsrats der ETH Zürich. Er leitet dessen Sitzungen, vertritt das Gremium nach aussen und berichtet j?hrlich an die Schulleitung.
Zu seinen weiteren Aufgaben geh?ren, die Nachhaltigkeitskultur in Forschung, Lehre und Wissenstransfer zu st?rken und die ETH in der ?ffentlichkeit zu repr?sentieren. Die neue Funktion versteht Bernauer ausdrücklich als strategisches Amt. ?Ich sehe mich nicht als Umweltschutz-Prediger, sondern als Moderator?, sagt er. ?Ich m?chte helfen, innerhalb der ETH gemeinsame Ziele zu formulieren und Mehrheiten für die Nachhaltigkeitstransformation zu finden.?
Vom Reden zum Handeln
Einer seiner Schwerpunkte wird es sein, im Rahmen des Nachhaltigkeitsrates eine Roadmap für die Nachhaltigkeitstransformation an der ETH zu entwickeln. ?Wir wissen, wo wir ungef?hr stehen – aber noch zu wenig, welche Ziele wir bis wann erreichen wollen und k?nnen. Wir müssen vor allem auch Priorit?ten setzen und entscheiden, wo wir in welchen Zeitr?umen am meisten bewirken k?nnen?, erkl?rt Bernauer.
Dabei gehe es nicht um Einzelmassnahmen, sondern um eine koh?rente Gesamtschau, denn die ETH macht schon viel, aber noch nicht alles folgt gem?ss Bernauer einer klaren Gesamtlogik: ?Wir brauchen klar definierte und sichtbare Ziele, Massnahmen und Fortschrittsberichte sowie eine st?rkere Verbindlichkeit in der Umsetzung.?
Diese Roadmap, die überprüfbare Ziele und Massnahmen enthalten soll, versteht Bernauer als ETH-eigene Orientierungshilfe – vergleichbar mit den Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen. In der Roadmap m?chte Bernauer im Sinne eines holistischen Nachhaltigkeitsverst?ndnisses konkrete Zielmarken setzen, regelm?ssig prüfen, wie weit die ETH gekommen ist, und transparent zeigen, wo es noch Handlungsbedarf gibt, und welche Massnahmen zur Zielerreichung führen k?nnten.
?Mir ist wichtig, dass wir realistisch, transparent und datenbasiert vorgehen und uns nicht in Symbolpolitik und punktuellem Aktivismus verlieren.?Thomas Bernauer![]()
Zwischen Wirksamkeit und Machbarkeit
Ein Thema, das Bernauer auch in seiner Forschung besch?ftigt, ist das Spannungsfeld zwischen Wirksamkeit und Machbarkeit. ?In der Theorie k?nnte man sehr wirkungsvolle Massnahmen beschliessen, zum Beispiel ein komplettes Flugverbot für Mitarbeitende der ETH. Aber das w?re v?llig unrealistisch. Auf der anderen Seite gibt es viele kleine Massnahmen, die niemandem wehtun, aber wenig bewirken?, führt Bernauer aus. Die Kunst liege darin, innerhalb eines bestimmten M?glichkeitsraums tragf?hige und m?glichst wirksame L?sungen zu finden – dort setzt seine Arbeit als Delegierter ebenso an wie die des Nachhaltigkeitsrats.
Bernauer pl?diert somit für pragmatische, faktenbasierte und wirksame Entscheidungen: ?Ich bin kein Ideologe. Mir ist wichtig, dass wir realistisch, transparent und datenbasiert vorgehen und uns nicht in Symbolpolitik und punktuellem Aktivismus verlieren.?
Nachhaltigkeit als Teil des ETH-Auftrags
Die neue Bezeichnung – Delegierter für Nachhaltigkeitstransformation – ist bewusst gew?hlt. Sie betont, dass es nicht nur um ?kologische Fragen geht, sondern um das Aushandeln von verschiedenen Interessen und Zielkonflikten im Gefüge der ETH. Transformation bedeutet, diese Spannungsfelder aktiv zu gestalten und gemeinsam Wege zu finden, wie sich die gesamte ETH verbessern l?sst, ohne die Leistungen der ETH in Forschung und Lehre zu schm?lern. Die ETH versteht sich dabei als lernende Organisation, die den nachhaltigen Wandel aktiv gestaltet.
?Mehr Nachhaltigkeit kostet Zeit, Engagement und auch Geld. Aber sie er?ffnet vor allem Chancen – für Innovation, für Glaubwürdigkeit und für gesellschaftlichen Fortschritt?, sagt Bernauer. Eine Polarisierung, etwa durch von oben herab verordnete Verbote oder starre Regeln, m?chte er m?glichst vermeiden: ?Wir sollten Debatten so führen, dass sie L?sungen erzeugen, statt Gr?ben zu vertiefen.?
Thomas Bernauer ist Professor für Politikwissenschaft an der ETH Zürich. Er forscht und lehrt am Center for Comparative and International Studies (CIS) sowie an der Einstein School of Public Policy. Seine Forschung befasst sich vorwiegend mit der internationalen Umweltpolitik sowie den politischen Bedingungen für nachhaltige Entwicklung.
Bernauer studierte und promovierte an der Universit?t Zürich und forschte am UNO-Institut für Abrüstungsforschung in Genf und der Harvard University, bevor er 1995 Professor an der ETH Zürich wurde. Er war u.?a. Vorsteher des Departements Geistes-, Sozial- und Staatswissenschaften, Mitglied des Forschungsrats des Schweizerischen Nationalfonds und Leitautor des Weltklimarats (IPCC) und ist Mitglied des Entscheidungsgremiums für die Deutsche Exzellenzstrategie.
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