Augmented Reality gesellschaftstauglich machen
Die ETH Zürich er?ffnet einen neuen Forschungs-Hub für Augmented Reality und arbeitet dabei auch eng mit Google zusammen. Einer der beiden ETH Co-Leiter, Christian Holz, erkl?rt, warum die Vernetzung auf diesem Gebiet so wichtig ist.
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In Kürze
- An der ETH wird ein Augmented Reality Research Hub (ETHAR) er?ffnet. Er soll interdisziplin?re Forschung zu Schnittstellen zwischen Realit?t und Virtualit?t vorantreiben.
- Ziel ist es, Technologien zu entwickeln, die digitale Inhalte nahtlos und plausibel in den physischen Raum einbetten – eine zentrale Herausforderung ist unter anderem, die Erkennung menschlicher Aktionen.
- Google unterstützt den Hub finanziell und wissenschaftlich, beteiligt sich mit eigenen Forscher:innen und f?rdert so den Austausch zwischen akademischer und industrieller Forschung.
Christian Holz, was versteht man unter Augmented Reality eigentlich?
Die Vision von Augmented Reality ist ?lter als man denkt. Ivan Sutherland, ein Pionier der Computergrafik, ver?ffentlichte vor 60 Jahren bereits sein Konzept des ‘Ultimate Displays’, also eines Computer-Displays, welches alle unsere menschlichen Sinne bedient. Heutzutage geht es allgemein darum, neue Dimensionen der Wirklichkeit zu erschliessen, zum Beispiel mit intelligenten und interaktiven Brillen, welche die Wahrnehmung von Menschen erweitern und verbessern k?nnen.
T?uscht der Eindruck oder steht Augmented Reality noch am Anfang?
Mit unseren Smartphones leben wir in gewisser Weise schon l?ngst in einer angereicherten Realit?t, weil wir ihre Dienste t?glich verwenden. Aber die Technologie und die Schnittstellen zwischen der reellen und der virtuellen Welt entwickeln sich weiter: wir nutzen heute auch interaktive Uhren, um Nachrichten abzurufen oder Anrufe zu t?tigen, und in der Zukunft Brillen, die solche Nachrichten anzeigen k?nnen.
Welche Themen werden Sie im neuen Hub erforschen?
Mit den herk?mmlichen Ger?ten haben die Schnittstellen zwischen Realit?t und Virtualit?t reibungslos funktioniert: Wenn ich auf meiner Laptop-Tastatur eine Taste drücke, so erscheint der Buchstabe entsprechend im virtuellen Dokument auf dem Bildschirm. In Augmented Reality hingegen sind die virtuellen Inhalte direkt in meine physische Umgebung eingebettet – die Tastatur erscheint auf dem Tisch vor mir, das Dokument schwebt daneben in der Luft. Aber wie kann das System die Welt um mich herum erkennen und verstehen? Woher weiss es, wo meine Hand ist und ob ich gerade tippe oder nur gestikuliere? Und wie k?nnen wir ganze virtuelle Menschen und 3D-Objekte in der Welt einbetten, so dass sie so t?uschend echt wirken und wir plausibel mit ihnen reagieren k?nnen? Das sind zentrale Forschungsfragen, die wir im Hub angehen wollen.
Was sind die Voraussetzungen dafür, dass dies gelingt?
Heute erwarten wir von der Technik, dass wir sie von überall nutzen k?nnen, komplett mobil und am besten leicht und alltagsf?hig. Eine grosse Herausforderung für zukünftige Plattformen wird weiterhin die Miniaturisierung der Hardware und die Erweiterung der Laufzeitf?higkeit sein. Ein weiteres Problem stellt die Grafikgenerierung dar. Im Hub erforschen wir deshalb unter anderem, wie sich Szenen und Objekte in Echtzeit in 3D erfassen, rekonstruieren und korrekt darstellen lassen. Auch Mensch-Objekt-Interaktion und Aktivit?tserkennung sind grosse Herausforderungen.
Warum sind diese Schnittstellen zwischen Mensch und Ger?t so wichtig?
Nicht nur das AR-Ger?t selbst, sondern auch der Umgang damit muss gesellschaftstauglich sein. Interaktive Schnittstellen konstituieren nicht nur die Erfahrung der einzelnen Person, sondern auch die des Miteinanders. Der bekannte US-Informatiker Mark Weiser sagte voraus, dass die tiefgreifendsten Technologien diejenigen seien, die verschwinden. Sie würden sich so ins Gewebe des t?glichen Lebens einweben, bis sie nicht mehr davon zu unterscheiden seien. Die Bedienung der Technologien muss dafür in Einklang mit unserem allt?glichen Verhalten gebracht werden. Intelligente Systeme müssen zudem unsere Aktionen auseinanderhalten und interpretieren k?nnen. Genau daran forscht meine Gruppe. Um das zu erreichen, entwickeln wir auch KI-basierte Methoden, die das viel schneller und effizienter erledigen k?nnen.
Der Augmented Reality Research Hub (ETHAR)
Die Kernaufgabe des neuen Hubs ist es, die Forschung an der ETH Zürich zu Augmented Reality voranzutreiben. Der Hub soll als Netzwerk für interdisziplin?re Forschung dienen, mit dem Ziel wissenschaftliche Ver?ffentlichungen, Open Source Systeme und neue Datens?tze zu produzieren. Google unterstützt j?hrlich 10-15 Projekte, die im Hub realisiert werden und arbeitet eng mit den Forschenden der ETH Zürich zusammen. Geleitet wird der Hub von den ETH-Informatikprofessoren Christian Holz und Thomas Hofmann. Google-seitig sind Dr. Thabo Beeler und Dr. Federico Tombari die Ansprechpartner des Hubs. Dadurch werden ETH-Forschende gut vernetzt und k?nnen in einen aktiven Austausch mit Wissenschaftler:innen aus der Industrie treten.