Innovation braucht Freiräume
Die ETH-Alumni Moritz Lechner und Felix Mayer haben mit Sensirion ein international erfolgreiches Unternehmen gegründet. Nun blicken die beiden Physiker zurück. Was ist ihnen von ihrer Ausbildung an einer der besten Hochschulen der Welt geblieben?
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Es gibt an der ETH Zürich viele erfolgreiche Gründungsgeschichten. Seit 1973 hat die Hochschule mehr als 500 Spin-offs hervorgebracht, die noch heute aktiv sind. Doch die Geschichte des ETH-Spin-offs Sensirion ist vielleicht eine ganz besondere.
Moritz Lechner und Felix Mayer studieren Physik im ersten Semester. Für beide ist schnell klar, dass sie nach der Ausbildung gemeinsam eine Firma gründen und diese ein Leben lang führen werden. Das war im Jahr 1990. L?ngst ist aus diesem Traum zweier umtriebiger ETH-Studenten eine etablierte Firma mit mehr als tausend Angestellten und Niederlassungen in mehreren L?ndern weltweit geworden. Das Unternehmen mit Sitz in St?fa am Zürichsee entwickelt und verkauft Sensoren und Sensorl?sungen seit 27 Jahren.
?Globe? Erfolgreich in die Zukunft

Dieser Text ist in der Ausgabe 25/02 des ETH-????Magazins Globe erschienen.
W?hrend des Studiums wissen die beiden allerdings noch nicht, was denn ihre künftige Firma dereinst anbieten soll. Klar ist ihnen nur, dass es sie geben wird. Das Produkt konkretisiert sich erst, als sie ihre Doktorarbeiten machen. Beide an der ETH, aber in unterschiedlichen Professuren. Mayer forschte auf dem Gebiet neuartiger Sensoren, in denen sie grosses Potenzial wittern. ?Ein Spaziergang ist so eine Firmengründung nicht?, blickt Mayer zurück. ?Es gab schon sehr harte Zeiten. Wir haben Tag und Nacht gearbeitet und wussten zeitweise nicht, wie es weitergehen soll.? Lechner nickt und erg?nzt: ?Aber wir haben beide immer daran geglaubt.?
Diese Zuversicht und ihre freundschaftliche Verbundenheit machen einen gewichtigen Teil ihrer Erfolgsgeschichte aus. Die Basis aber ist die fundierte ETH-Ausbildung. Dass die beiden Gründer die Physik bis heute in ihrer t?glichen Arbeit brauchen, bezeichnen sie als Glück. Neben den fachlichen Grundlagen und dem Gefühl für Zahlen haben sie im Studium auch gelernt, viele Informationen sehr schnell zu verarbeiten, abstrakt zu denken und Komplexit?ten zu reduzieren.
Was Lechner auch vom Studium mitgenommen hat, ist das Bew?ltigen von Problemen, ohne einen Plan der L?sung zu haben. ?Ich habe gelernt, eine Aufgabe in Unterprobleme zu zerlegen, um irgendwo einen Ansatzpunkt zu finden und von dort schrittweise in Richtung L?sung zu gehen.? Dieses konzeptuelle Denken, dieses Zutrauen, sich selbst etwas beibringen zu k?nnen, ist auch als Unternehmer wichtig.
Von der Doktorarbeit nehmen sie andere Fertigkeiten mit. Das Praktische, die technische Umsetzung ?und dass ich gelernt habe, Dinge zu hinterfragen. Immer wieder kurz innehalten und prüfen: Stimmt es wirklich? Kann ich dem trauen??, sagt Lechner. Mayer schw?rmt von der Forschungsfreiheit an der ETH. Eine akademische Karriere kam für ihn dennoch nie in Frage. ?Auch als Unternehmer muss ich mir diese R?ume schaffen. Denn wenn ich weiss, dass etwas gelingt, ist das Produkt nicht innovativ.? Als Arbeitgeber legen deshalb beide Wert darauf, ihren Mitarbeitenden diese Freir?ume zu erm?glichen.
Die Angestellten bei Sensirion kommen haupts?chlich aus der Physik, den Material- oder den Elektroingenieurwissenschaften. Studiert haben sie an den verschiedensten Hochschulen. Die Absolventinnen und Absolventen ihrer Alma Mater fallen Lechner und Mayer dabei besonders positiv auf. ?Es gibt weltweit ein paar Topuniversit?ten – und die ETH geh?rt unserer Erfahrung nach definitiv dazu?, ist Felix Mayer überzeugt.
Deshalb engagiert er sich bei der ETH Foundation als Donator. ?Wir im Kanton Zürich, oder eigentlich in der ganzen Schweiz, k?nnen gar nicht genug dankbar sein, dass wir die ETH haben.? Für Moritz Lechner gibt es noch einen weiteren Aspekt: ?Erst recht in Zeiten von Fake News finde ich eine solide Ausbildung in analytischem und sachorientiertem Denken wichtig und f?rderungswürdig für unser Land.?
Zu den Personen
Moritz Lechner und Felix Mayer haben beide an der ETH Zürich Physik studiert. W?hrend ihrer Doktorarbeit, ebenfalls an der ETH, haben sie 1998 ein Spin-off gegründet. Im selben Jahr gewannen sie die erste Ausgabe des Start-up-Wettbewerbs Venture. Sensirion ist heute ein internationales Unternehmen mit mehr als tausend Angestellten. Die Firma ist ein weltweit führender Anbieter von Sensoren und Sensorl?sungen.