Distributed Acoustic Sensing nennt sich die Technologie, mit der sich St?rungen in der L?nge des Glasfaserkabels messen lassen, die von Rissbildung im Eis, herabstürzendem Eis, Ozeanwellen oder Schwankungen in der Temperatur ausgel?st werden. ?Mit dieser Methodik k?nnen wir viele verschiedene Arten von Wellen messen, unmittelbar nachdem ein Eisberg abbricht?, sagt Hauptautor Dominik Gr?ff, der an der ETH Zürich promovierte.
Unterwasserwellen verst?rken Gletscherschmelze und -erosion
Nach dem ersten Aufprall im Wasser schwappen Oberfl?chenwellen – sogenannte kalbungsinduzierte Tsunamis – durch den Fjord, die zuerst die obersten Wasserschichten aufmischen. Da das Meerwasser in den gr?nl?ndischen Fjorden w?rmer und schwerer als das Gletscherschmelzwasser ist, setzt es sich am Boden ab.
Lange nach dem Aufprall, nachdem sich die Oberfl?che schon beruhigt hatte, beobachteten die Forschenden andere Wellen, die sich unter Wasser zwischen den Dichteschichten ausbreiteten. Diese Wellen, die h?her als ein Hochhaus sein k?nnen, sind an der Oberfl?che zwar nicht sichtbar, durchmischen die Wassers?ule aber zus?tzlich und bringen so mehr W?rmeenergie an die Eiswand. Das wiederum erh?ht die Schmelze und Erosion an der im Wasser stehenden senkrechten Eiswand und erleichtert das Abbrechen von Eisbergen darüber. ?Mit dem Glasfaserkabel konnten wir diesen unglaublichen Multiplikationseffekt auf die Eisbergkalbung messen. Das war bisher nicht m?glich?, sagt Gr?ff. Die gesammelten Daten helfen, den Prozess der Eisbergkalbung genauer zu dokumentieren und den beschleunigten Verlust dieser Eisschilde besser zu verstehen.
Fragiler und bedrohter Eisschild
Dass das Zusammenspiel von Ozeanwasser mit den ins Meer kalbenden Gletschern wichtig ist, weiss die Wissenschaft schon l?nger. Allerdings ist es sehr schwierig, die involvierten Prozesse direkt vor Ort zu messen; die Fjorde sind mit Eisbergen übers?t und herabstürzende Eisbrocken eine st?ndige Bedrohung. Zudem sehen konventionelle Fernerkundungsmethoden, die auf Satelliten basieren, nicht unter die Wasseroberfl?che, wo Gletscher und Ozeanwasser miteinander interagieren. ?Mit den bisherigen Messungen haben wir oft nur an der Oberfl?che gekratzt. Ein neuer innovativer Ansatz war also gefragt?, sagt Andreas Vieli.
Der gr?nl?ndische Eisschild ist eine riesige Eiskappe, deren Ausdehnung etwa 40-mal der Fl?che der Schweiz entspricht. Würde diese Eismasse komplett abschmelzen, stiege der globale Meeresspiegel um etwa sieben Meter an. Die grossen Schmelzwassermengen, die mit dem Abschmelzen der Gletscher verbunden sind, k?nnen Meeresstr?mungen wie den Golfstrom schw?chen mit weitreichenden Folgen für das Klima in Europa. Zudem hat ein Rückgang dieser kalbenden Gletscher auch Auswirkungen auf das lokale ?kosystem der gr?nl?ndischen Fjorde. ?Unser gesamtes Erdsystem h?ngt zumindest teilweise von diesen Eisschilden ab. Es ist ein fragiles System, das durch zu hohe Temperaturen zusammenbrechen k?nnte?, warnt Dominik Gr?ff.
Dieser Newsartikel ist eine redaktionell leicht bearbeitete Version einer Medienmitteilung, die zuerst bei der Universit?t Zürich (UZH) erschienen ist.