Erfahrener Nasa-Ingenieur Richard Kornfeld wechselt an die ETH Zürich

Nach 25 Jahren am Nasa Jet Propulsion Laboratory kehrt Richard Kornfeld an seine Alma Mater zurück. Ab September übernimmt er die operative Leitung der Einheit ETH Zürich Space und bringt dabei umfangreiche Erfahrungen mit Raumfahrtmissionen mit.

Richard Kornfeld steht auf einer Terasse, im Hintergrund das ETH Hauptgebäude.
Richard Kornfeld kehrt nach 25 Jahren bei der Nasa zurück an die ETH Zürich.  (Bild: Nicole Davidson / ETH Zürich)

In Kürze

  • Ab 1. September 2025 übernimmt Richard Kornfeld die operative Leitung von ETH Zürich Space, dem Zentrum für Weltraumforschung und -lehre an der ETH.
  • Als Systemingenieur, Missions- und Abteilungsleiter war der ETH-Alumnus bei der Nasa an mehreren, erfolgreichen Missionen, darunter mehrere zum Mars, beteiligt.
  • Gemeinsam mit Thomas Zurbuchen will Kornfeld die ETH zu einer der führenden Institutionen für Forschung, Lehre und Unternehmertum im Bereich Weltraum machen.

Die Anspannung im Kontrollraum der Nasa in Pasadena, Kalifornien, ist am Abend des 25. Mai 2008 mit den H?nden zu greifen. Die Stille wird immer wieder von Jubelrufen und Applaus unterbrochen, wenn wichtige Ereignisse wie das Ausl?sen des Landungsfallschirms gelingen. Sieben Minuten des Grauens – so bezeichnete die Nasa die Phase, in der die Raumsonde Phoenix v?llig autonom auf dem Mars landete, schon im Vorfeld. Denn eine einzige kleine St?rung h?tte die ganze Mission gef?hrden k?nnen.

Um 16.53 Uhr lokale Zeit ert?nt dann die Stimme von Richard Kornfeld über die Lautsprecher: ?Touchdown signal detected?. Jubel bricht aus und die Menschen im Raum fallen sich in die Arme. Phoenix landet nach Jahren der Vorbereitung erfolgreich auf der Marsoberfl?che. Kornfeld ist w?hrend der Landung für die Kommunikation zwischen der Sonde und dem Kontrollzentrum verantwortlich – ein hochkomplexes Unterfangen. Als leitender Systemingenieur, Missions- und Abteilungsleiter war er neben Phoenix an zahlreichen weiteren Nasa-Missionen beteiligt.

Nun wechselt der gebürtige Zürcher von Kalifornien zurück in seine Schweizer Heimat: Ab dem 1. September 2025 übernimmt er die operative Leitung von ETH Zürich Space, dem Zentrum für Weltraumforschung und -lehre an der ETH.

Der Alma Mater etwas zurückgeben

In dieser Rolle wird Kornfeld eng mit Thomas Zurbuchen zusammenarbeiten, der weiterhin die Gesamtleitung des Zentrums innehat. ?Richard war einer der führenden Ingenieure am Jet Propulsion Laboratory der Nasa. Ich bin überzeugt, dass sein Know-how und seine Erfahrung uns dabei helfen, die Weltraumforschung und -lehre an der ETH und in der Schweiz auf ein neues Level zu bringen?, sagt ETH-Professor Zurbuchen. Kornfeld und Zurbuchen wollen die ETH Zürich zu einer der führenden Hochschulen für Forschung, Lehre und Unternehmertum im Bereich Weltraum in Europa machen.

?Ich bin davon überzeugt, dass die Schweiz über alles verfügt, was es braucht, um im Weltraumsektor erfolgreich zu sein.?
Richard Kornfeld

Kornfeld betont, dass sein Wechsel an die ETH Zürich in keinem Zusammenhang mit den geplanten Kürzungen bei der Nasa steht und nicht durch politische ?berlegungen beeinflusst wurde. ?Meine Entscheidung, an die ETH zurückzukehren, wurde vor allem vom Wunsch geleitet, meiner Alma Mater etwas zurückzugeben und die Weltraumaktivit?ten der Hochschule gemeinsam mit Thomas Zurbuchen weiterzuentwickeln. Ich bin davon überzeugt, dass die Schweiz über alles verfügt, was es braucht, um im Weltraumsektor erfolgreich zu sein?, erkl?rt er. Die Gespr?che über einen Wechsel nach Zürich liefen denn auch schon im Vorjahr.

Richard Kornfed macht ein Selfie vor dem Gebäude der Nasa mit dem Logo drauf.
Richard Kornfeld vor dem Nasa Jet Propulsion Laboratory in Pasadena, wo er an zahlreichen Missionen beteiligt war.  (Bild: Richard Kornfeld)

Von Zürich zum Mars – und zurück

Richard Kornfeld wuchs in Zürich-Enge auf und studierte Elektrotechnik an der ETH Zürich. Ein Austauschprogramm führte ihn 1994 in die USA, wo er ab 1996 am Massachusetts Institute of Technology (MIT) im Bereich Luft- und Raumfahrt doktorierte. 1999 trat er ins Jet Propulsion Laboratory der Nasa ein. Dort begann eine 25-j?hrige Karriere in deren Verlauf Kornfeld bis zum stellvertretenden Chefingenieur der Systems Engineering Division und schliesslich zum Abteilungsleiter von mehr als 240 Systemingenieuren aufstieg. Dabei wechselte er zwischen verschiedenen Raumfahrtmissionen, Projekten zur Technologieentwicklung und Führungsfunktionen hin und her.

Für die beiden Mars-Rover Spirit und Opportunity, die 2004 auf dem roten Planeten landeten, war Kornfeld zum Beispiel Teil des Teams, das für das reibungslose Funktionieren der Raumfahrzeuge auf der Marsoberfl?che zust?ndig war. Und bei der Mission des Rovers Curiosity, der 2012 auf der Marsoberfl?che aufsetzte, war der ETH-Alumnus für das Eintritts- und Landesystem mitverantwortlich. ?Wir testeten die Landung monatelang und bereiteten uns auf alle m?glichen Szenarien vor. Am Ende hat alles gut geklappt?, erinnert sich Kornfeld.

Neben seinen verschiedenen Aufgaben bei Mars-Projekten übernahm Kornfeld auch eine führende Rolle bei der Grace Follow-on-Mission, die Ver?nderungen der Masse und des Wasservorkommens auf der Erdoberfl?che misst. Er war zudem an der kürzlich gestarteten Europa Clipper-Mission zur Erforschung des Jupitermondes Europa beteiligt.

Neue Rolle an der ETH Zürich

Als Gesch?ftsführer von ETH Zürich Space unterstützt der ehemalige Nasa-Ingenieur künftig Direktor Thomas Zurbuchen bei der operativen Leitung und strategischen Ausrichtung des Zentrums. In dieser Funktion steht Kornfeld einem Project Hub und einem Innovation Hub vor, die beide neu gegründet wurden. Mithilfe dieser beiden Instrumente sollen mehr Schweizer Experimente und Technologien ins All fliegen und der Raumfahrsektor in der Schweiz neuen Schwung erhalten.  

?Der Project Hub unterstützt Forschungsgruppen der ETH und anderer Institutionen bei der Umsetzung von Raumfahrtprojekten bei der ESA, Nasa oder anderen Partnern – etwa durch erfahrene Mitarbeitende wie Richard Kornfeld, die bereits Erfahrungen mit Weltraummissionen sammeln konnten?, erkl?rt ETH-Professor Zurbuchen. Ein Beispiel dafür ist etwa der vierbeinige ETH-Laufroboter Lunar-Leaper. Im Rahmen einer kleinen Mission soll er untersuchen, ob sich unterhalb der Marius Hills auf dem Mond Tunnel befinden, die vor Milliarden von Jahren durch Lavastr?me entstanden sind.

Beim Innovation Hub geht es darum, Technologien der ETH schnell in die Raumfahrtindustrie zu bringen. ETH Zürich verfolgt hier bewusst einen risiko- und experimentierfreudigen Ansatz. Es sollen auch unkonventionelle Ideen geprüft werden, wie zum Beispiel ein Schwarm aus Sensorb?llen für seismische Messungen auf dem Mond oder nachhaltige Holzstrukturen für Satelliten. Dafür wollen Zurbuchen und Kornfeld Forschende, Industriepartner und Geldgeber zusammenbringen.

Der ehemalige Nasa-Mann wird auch im Rahmen des neuen ETH-Space-Masterstudiengangs unterrichten. Dieser w?chst seit seiner Lancierung im vergangenen Jahr und wird internationaler. Im Herbst startet der zweite Jahrgang, in dem erstmals auch Studierende aus dem Ausland vertreten sein werden, obwohl Schweizer Studierende nach wie vor die Mehrheit des Studiengangs bilden.

Obwohl Richard Kornfeld bereits an zahlreichen Mars-Missionen und Konzepten für Mond-Missionen mitgewirkt hat, lassen ihn die beiden Himmelsk?rper auch an der ETH nicht ganz los. ?Vielleicht sehen wir in den n?chsten Jahren wieder ein ETH-Experiment auf dem Mond oder Mars – ich würde es mir wünschen.?

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