Vier Forschende mit wichtigem europäischem Consolidator Grant ausgezeichnet
Bei der jüngsten Vergabe der europ?ischen F?rderung von Spitzenforschung schneiden Forschende der ETH Zürich sehr gut ab. Hier stellen wir die Projekte vor, die mit mehreren Millionen Euro unterstützt werden.
Der Europ?ische Forschungsrat ERC hat seine prestigetr?chtigen Consolidator Grants vergeben. Diese F?rderungen richten sich an junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die in ihrer Forschung schon etabliert sind, Erfahrung in der Leitung einer Forschungsgruppe haben und diese nun festigen m?chten. Die Grants werden für bahnbrechende Forschungsvorhaben vergeben.
Vier der ERC Consolidator Grants gehen nun an Forschende, die an der ETH Zürich in den Bereichen Krebsforschung, Biosysteme, Chemie und Pflanzenwissenschaften t?tig sind. Die Projekte werden mit je 2 bis 2,5 Millionen Euro gef?rdert.
Nach einem mehrj?hrigen Unterbruch k?nnen Forschende an Schweizer Hochschulen wieder regul?r Forschungs-Grants des ERC beantragen und leiten. ?Der ERC vergibt seine Grants streng nach wissenschaftlicher Exzellenz. Es freut mich zu sehen, dass Forschende der ETH Zürich dabei so erfolgreich abschneiden?, sagt Annette Oxenius, Vizepr?sidentin für Forschung der ETH Zürich.
Für die diesj?hrige Runde der Consolidator Grants haben 17 Forschende der ETH Zürich beim ERC Projekte eingereicht. Dass vier davon erfolgreich waren, entspricht einer Quote von 24 Prozent, was deutlich über dem Wert anderer Hochschulen liegt. Europaweit wurden in dieser Runde 11 Prozent der eingereichten Gesuche bewilligt.
Die vier ausgezeichneten Projekte:
Darmkrebs ist weltweit die zweith?ufigste Ursache für krebsbedingte Todesf?lle. Die meisten davon sind auf Krebsableger (Metastasen) zurückzuführen. Andreas Moor ist Professor am Departement für Biosysteme der ETH Zürich in Basel. Er erforscht, wie Krebszellen mit gesunden Zellen in ihrer Umgebung kommunizieren und wechselwirken. In seinem ERC-Projekt wird er den Lebenszyklus von metastasierenden Darmkrebszellen sowie die Wechselwirkung dieser Zellen mit dem gesunden K?rpergewebe untersuchen – dies unter anderem auf genetischer Ebene. Ziel des Projekts ist es, die zellul?ren Netzwerke zu entschlüsseln, die dazu führen, dass sich Metastasen bilden und sich im K?rper niederlassen. Mithilfe der gewonnenen Erkenntnisse sollen dereinst neue Therapien entwickelt werden, die die Kommunikation zwischen Krebs- und Wirtszellen unterbrechen. Diese Therapien sollen die Metastasenbildung bei Darmkrebs verhindern oder zumindest begrenzen.
Mithilfe der Crispr-Cas-Methode lassen sich die Gene einer Zelle systematisch ausschalten oder ver?ndern. Die Technologie ist so leistungsf?hig und wichtig, dass sie aus der molekularbiologischen Grundlagenforschung nicht mehr wegzudenken ist. Randall Platt ist Professor am Departement für Biosysteme der ETH Zürich in Basel. In seinem ERC-Projekt will er eine von Crispr inspirierte, komplett neue Technologie entwickeln, die nicht Gene, sondern Proteine ausschaltet oder beeinflusst. Indem Proteine mittels Hochdurchsatz-Screening gezielt ausgeschaltet oder aktiviert werden, oder indem zwei Proteine zusammengeführt und so in Wechselwirkung gebracht werden, sollen Hinweise über die Proteinfunktionen gewonnen werden. Die neue Methode soll ein wichtiger Pfeiler für die biologische und biomedizinische Forschung werden und unter anderem zur Entwicklung von neuen Therapien, zum Beispiel gegen Krebs, beitragen.
SIM (Structured Illumination Microscopy) ist eine neue, superhochaufl?sende Lichtmikroskopiemethode. Mit ihr k?nnen Strukturen sichtbar gemacht werden, die kleiner sind als die halbe Wellenl?nge des verwendeten Lichts. Zellbiologen und Zellbiologinnen nutzen SIM-Mikroskope, um damit feinste Strukturen des Zellkerns und weiterer Zellbestandteile in lebenden Zellen zu erkennen. Für die Methode werden mit Laser Lichtmuster erzeugt, die sich überlagern und auf das Pr?parat projiziert werden. Die Bildinformation wird durch Softwareberechnungen rekonstruiert. Heutige SIM-Mikroskope sind jedoch gross und teuer. Chih-Jen Shih ist Professor für technische Chemie und ein Experte für sogenannte elektroluminiszente Materialien und ihre Anwendungen. Dazu geh?ren auch Leuchtdioden (LED) und organische Leuchtdioden (OLED). In seinem ERC-Projekt will er SIM-Mikroskope entwickeln, die die komplexen Lichtmuster auf einem Chip mit OLED statt mit Laser erzeugen. Dadurch werden die Mikroskope nicht nur deutlich kleiner, sondern auch kostengünstiger, sodass sie sich auch für Langzeitmessungen von Zellen eignen.
Constantin Zohner ist Wissenschaftler am Departement Umweltsystemwissenschaften. Er erforscht, wie Pflanzen und ihre Umwelt wechselwirken – insbesondere, wie sie auf den Klimawandel reagieren. In seinem ERC-Projekt analysiert er bei über 200 Baumarten weltweit den Einfluss von Wintertemperaturen auf den Zeitpunkt, zu dem die Bl?tter austreiben. Damit B?ume im Frühling überhaupt austreiben k?nnen, ben?tigen sie genügend Winterk?lte. Die Ergebnisse sollen Vorhersagen zum Blattaustrieb unter künftigen Klimaszenarien verbessern und in globale Vegetations- und Klimamodelle einfliessen. So lassen sich Aussagen zu den Auswirkungen des Klimawandels auf die Waldproduktivit?t und den weltweiten Kohlenstofffluss treffen. All dies soll dazu beitragen Strategien zu entwickeln, die einem Verlust der Biodiversit?t unter sich rasch ver?ndernden Klimabedingungen entgegenwirken.