Wenn Laborreste zu Licht werden

Saki meint dazu: ?Die Idee hinter meinen Live-Art-Performances ist, Aufmerksamkeit f¨¹r mehr Nachhaltigkeit im Forschungsalltag zu generieren und die Prinzipien reduce, replace, reuse, recycle der Kreislaufwirtschaft im Laboralltag zu festigen.? 

Die Objekte der K¨¹nstlerin Saki, die bis 2019 als Molekularbiologin selbst wissenschaftlich in Laboren und der Industrie gearbeitet hat, sind Blickf?nge der laufenden Kampagne, die noch bis Mitte 2026 verschiedene Orte der ETH zu B¨¹hnen der Transformation werden l?sst. 

Ein Kronleuchter mit Ursprung im Laboralltag 

F¨¹r das ungew?hnliche Werk sammelten Mitarbeitende verschiedener ETH-Labore ¨¹ber mehrere Wochen das von der K¨¹nstlerin nachgefragte Material wie Reagenzflaschen, Zentrifugenr?hrchen oder serologische Pipetten ¨C kurz: Dinge, die normalerweise im Abfall landen.

Die Materialsammlung erwies sich allerdings als gar nicht so einfach, denn die Handgriffe in Laboren sind routiniert und auf Sicherheit und Effizienz ausgelegt. F¨¹r rezyklier- und wiederverwendbares Material fehlen im Alltag noch oft die richtigen Sammelstellen. F¨¹r Sakis Kunstinstallationen eignet sich ausserdem nur nicht kontaminiertes Material.  Die f¨¹r den Kronleuchter vorgesehenen Plastik-Reagenzflaschen standen zum Zeitpunkt der Performance nicht in ausreichender Menge und Qualit?t zur Verf¨¹gung.

Kreativ und flexibel reagierte Saki auf den ?Materialmangel? und ersetzte einzelne Elemente des Designs kurzerhand durch Falcon Tubes (Zentrifugenr?hrchen). Dem Kunstwerk tut das keinen Abbruch, ?im Gegenteil ¨C der Kronleuchter ist nun etwas ganz ETH-spezifisches?, so die K¨¹nstlerin.  

Nachhaltigkeit im Labor 

Die multimedial und transdisziplin?r t?tige K¨¹nstlerin Saki ist mit ihren Arbeiten und Performances an verschiedenen Universit?ten zu Gast und wirkt dort als Vermittlerin zwischen k¨¹nstlerischer Praxis und wissenschaftlichen Kontexten. Sie verbindet eine besondere Perspektive mit dem aussergew?hnlichen K?nnen, aus Laborhandschuhen oder Pipetten markante Kunstobjekte zu entwickeln. Schon denkt sie dar¨¹ber nach, aus den schimmernden Materialien nicht mehr gebrauchter Laborapparate und Elektroschrott neue Objekte zu entwerfen.  

Labore und wissenschaftliche Apparate verbuchen einen Anteil von rund einem Drittel der indirekten Treibhausgasemissionen in der j?hrlichen Treibhausgasbilanz der ETH, Elektrizit?t ausgenommen. Das Bewusstsein f¨¹r den Fussabdruck der Labore bei gleichzeitiger Anerkennung der Labore f¨¹r Bildungs- und Forschungszwecke kann durch einen ungew?hnlichen Zugang ¨¹ber das Genre Kunst gest?rkt und vermehrt diskutiert werden.

Der ?bersetzung von Wissen und Ressourcenbewusstsein in die Transformation von Routinen nehmen sich GreenLabs Initiativen an vielen f¨¹hrenden Hochschulen weltweit an. An der ETH Z¨¹rich unterst¨¹tzt seit einigen Jahren das von Forschenden gegr¨¹ndete Netzwerk GreenLabs Z¨¹rich Labore darin, Verbrauchsmaterialien zu reduzieren, Ger?te effizienter zu betreiben und nachhaltige Beschaffungspraktiken zu etablieren (siehe ETH GreenLabs Wiki). 

Ein Licht zum Jahreswechsel 

Die ETH-Kampagne Art of Transformation l?dt dazu ein, Labormaterial als Ressourcen neu wahrzunehmen: nicht als statische Objekte, sondern als potenziell wiederkehrende Bestandteile eines regenerativen Denkens. Gebrauchte Materialien gewinnen neue Bedeutung ¨C in der Kunst durch kreative Reinterpretation und ver?nderten Kontext, in der Kreislaufwirtschaft durch Umnutzung in einem anderen Rahmen.

Transformation bedeutet dabei nicht nur Umformung von Material, sondern ein Umdenken im Umgang damit. In einer Zeit, die politisch und gesellschaftlich herausfordernd ist, setzt Sakis Kronleuchter einen ruhigen und besinnlichen Akzent. Nicht nur am Polyball vom letzten Samstag, sondern noch bis zum 18. Dezember in der Eingangshalle der ETH Z¨¹rich. Ein Licht, das vor Augen f¨¹hrt, was entstehen kann, wenn unscheinbare Materialien neue Bedeutung erhalten.