Porträt von Jörn Piel

ETH-Mikrobiologe erhält grossen europäischen Medizinpreis

Er sucht in der weiten Welt der Bakterien nach neuen Naturstoffen, die die Antibiotikakrise bew?ltigen: der Chemiker und Mikrobiologe J?rn Piel. Nun wird der ETH-Professor für seine Forschung mit einem der h?chstdotierten Medizinpreise Europas ausgezeichnet.

In Kürze

  • J?rn Piel ist Chemiker und Mikrobiologe und erforscht neue und ungew?hnliche Naturstoffe aus Bakterien.
  • Für seine Forschung erh?lt er den mit 300’000 Euro dotierten Jung-Preis für Medizin 2025.
  • Neue Naturstoffe sind gefragt als Ersatz für wirkungslos gewordene Antibiotika oder zur Bek?mpfung von Viren und Tumoren.

J?rn Piel, Professor für Bakterielle Naturstoffe der ETH Zürich, erh?lt den diesj?hrigen Jung-Preis für Medizin. Gleichzeitig damit geehrt wird Elena Conti, Direktorin des Max-Planck-Instituts für Biochemie in München. Die beiden Geehrten erhalten in diesem Jahr je 150’000 Euro für ihre weitere Forschungsarbeit.

Die Auszeichnung ist einer der h?chstdotierten und renommiertesten Medizinforschungspreise Europas und wird seit 1976 von der unabh?ngigen Jung-Stiftung für Wissenschaft und Forschung verliehen.

?Dass ich diesen Preis erhalte, h?tte ich mir nie tr?umen lassen – ich bin überrascht und fühle mich sehr geehrt?, freut sich Piel, der seit 2013 an der ETH Zürich forscht. Zuvor war er Chemieprofessor an der Universit?t Bonn.

Piel besch?ftigt sich in seiner Forschung haupts?chlich mit Naturstoffen aus Bakterien, die medizinisch verwendet werden k?nnten. ?Wir untersuchen diese Naturstoffe unter verschiedenen Gesichtspunkten: zum einen rein chemisch, zum anderen, wie und mit welchen Enzymen Bakterien diese Stoffe herstellen?, erkl?rt der Forscher.

?Zudem m?chten wir herausfinden, wie die Substanzen mithilfe der Biotechnologie nachhaltig produziert und ver?ndert werden k?nnen.? Auch mikrobiologisch studiert er die bakteriellen Produzenten, da er vor allem an exotischen Arten interessiert sei, die vorher noch nie untersucht wurden. ?All diese Disziplinen zusammenzuführen, macht Spass?, sagt Piel.

Explodierendes Düsentriebwerk weckte Interesse

?Mein Interesse für die Forschung geweckt hatte einst mein Vater?, sagt der ETH-Professor. Dieser habe einst als Jugendlicher die Modelleisenbahn mit einem selbstgebastelten Düsentriebwerk antreiben wollen. Dazu habe er eine leere Patronenhülse mit selbst gemachtem Schiesspulver gefüllt, auf einem Waggon befestigt und gezündet. Dabei explodierte der Zug im Wohnzimmer, statt angetrieben zu werden. ?Das hat mich fasziniert. Und weil mein Vater das Rezept für das Schiesspulver nicht herausrücken wollte, habe ich mich selbst anhand von Büchern schlaugemacht. Das hat mein Interesse für die Chemie geweckt?, erz?hlt Piel.

Sp?ter studierte und promovierte Piel in Chemie und hatte in Bonn eine Chemieprofessur inne, ehe er ans Institut für Mikrobiologie der ETH Zürich berufen wurde. ?Im Studium gefielen mir die komplexen Molekülstrukturen in der organischen Chemie. Ich knobelte herum, welche und wie viele Syntheseschritte n?tig sind, um solche Strukturen zu bauen. Das hat mich zur Erforschung der Naturstoffe geführt, die ebenfalls sehr komplex aufgebaut sind?, sagt der ETH-Professor.

Lücke schliessen

Mit seinem Teil des Preisgelds wird Piel eine Postdoktorandinnenstelle finanzieren, um neuartige Peptide zu finden und zu untersuchen. ?In Bakterien schlummern viele unentdeckte Naturstoffe, die antibiotisch wirken und uns somit helfen k?nnen, die Antibiotikakrise zu meistern?, erkl?rt der Forscher. Firmen seien ziemlich zurückhaltend bei der Erforschung dieser Substanzen, unter anderem weil sich das für sie meist nicht rechnet. Die Entwicklung neuer Antibiotika ist teuer, und kaum ist eines auf dem Markt, k?nnen schnell Resistenzen dagegen auftreten.

?Die akademische Forschung soll diese Lücke schliessen?, findet Piel. Er ist guter Dinge, dass dies gelingt. Weltweit seien zahlreiche Forschungsgruppen damit besch?ftigt, neue Naturstoffe zu finden und für den medizinischen Einsatz zu erforschen.

Für ihn hat sich der Wechsel an die ETH Zürich gelohnt. ?Die ETH hat mir unglaublich viel erm?glicht.? Die Studierenden seien sehr gut und hoch motiviert, die grosse Kollegialit?t im Institut für Mikrobiologie erlaube unkomplizierte und spannende Kollaborationen. Zudem ist Piel froh über die solide Grundfinanzierung für seine Professur. ?Dies erlaubt es mir, Pionierprojekte durchzuführen, ohne auf Drittmittel angewiesen zu sein. Das alles ist ein unglaubliches Privileg?, betont der frisch gebackene Preistr?ger.

Jung-Preis für Medizin

Seit 1976 verleiht die in Hamburg ans?ssige und unabh?ngige Jung-Stiftung für Wissenschaft und Forschung den prestigetr?chtigen und hoch dotierten externe Seite Jung-Preis für Medizin. Mit ihren j?hrlich verliehenen Preisen würdigt sie herausragende wissenschaftliche Leistungen, die das Potenzial haben, Diagnostik und Therapie nachhaltig zu ver?ndern oder dies bereits getan haben.

JavaScript wurde auf Ihrem Browser deaktiviert