Physiker:innen der ETH Zürich haben eine Art magische Linse entwickelt. Im Vergleich zu einer normalen Linse ist sie ultradünn. Der zus?tzliche Trick: Sie kann die Wellenl?nge von eintretendem Laserlicht halbieren.
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In Kürze
- Ein Team von Physikerinnen der ETH Zürich hat winzige Meta-Linsen entwickelt, welche die Wellenl?nge des Lichts halbieren k?nnen.
- Dieser ?Trick? gelingt durch das Material der Linsen – ein Metalloxid namens Lithiumniobat – und durch winzige Strukturen, die die Forschenden in das Material gestempelt haben.
- Solche Meta-Linsen k?nnten als Sicherheitsmerkmal auf Banknoten oder zur Herstellung extrem dünner Kameraelemente verwendet werden.
Linsen geh?ren zu den am h?ufigsten verwendeten Optiken. Objektive in Kameras beispielsweise bündeln Licht auf einen Brennpunkt, um scharfe Fotos und Videos aufzunehmen. Wie rasant sich die Optik in den letzten Jahrzehnten entwickelt hat, zeigt der Wandel von sperrigen Fotoapparaten zu kompakten Smartphone-Kameras.
Doch selbst leistungsstarke Smartphone-Kameras bestehen aus mehreren Linsen, die oft den dicksten Teil des Ger?ts ausmachen. Dieses Minimum der Gr?sse ergibt sich aus der Funktionsweise klassischer Linsen: Die Lichtbrechung basiert auf der Krümmung der Linse, beziehungsweise der Ver?nderung der Dicke der Linse.
Um diese Einschr?nkung zu überwinden, haben Forscherinnen und Forscher in den letzten zehn Jahren neue L?sungen entwickelt: so genannte Meta-Linsen. Sie funktionieren wie normale Linsen, sind aber flach. Die Linsen sind über die gesamte Oberfl?che betrachtet gleich dick. Dadurch k?nnen sie etwa 40-mal dünner sein als ein menschliches Haar – und bestehen auch nicht aus Glas.

Bei Meta-Linsen lenken spezielle Strukturen auf der Oberfl?che das Licht ab. Diese Strukturen sind nur wenige hundert Nanometer gross (ein Nanometer ist ein Milliardstel Meter). Dadurch k?nnen Forschende die Linsen stark miniaturisieren.
Kombinieren Forschende die Nanostrukturen mit speziellen Materialien, k?nnen sie auch aussergew?hnliche Eigenschaften des Lichts untersuchen. Ein Beispiel ist die nichtlineare Optik, bei der Licht von einer Farbe in eine andere umgewandelt wird. Grüne Laserpointer funktionieren nach diesem Prinzip: Infrarotlicht durchl?uft ein hochwertiges Kristallmaterial und erzeugt Licht der halben Wellenl?nge – in diesem Fall grünes Licht.
Ein übliches Material für solche Effekte ist Lithiumniobat. Es wird in der Telekommunikation zur Kopplung von Elektronik und Glasfasern verwendet.
Rachel Grange, Professorin am Institut für Quantenelektronik der ETH Zürich, erforscht die Fabrikation von Nanostrukturen aus diesem Material. Nun haben sie und ihr Team dazu ein neues Verfahren entwickelt. Dieses erlaubt es ihnen, Lithiumniobat so zu bearbeiten, dass es als Meta-Linse funktioniert. Die Studie wurde soeben in der Fachzeitschrift Advanced Materials ver?ffentlicht.
Für ihre neue Methode kombinierten die Physikerinnen chemische Verfahren mit hochpr?ziser Nano-Herstellungstechnik: ?Die Lithiumniobat-L?sung kann im flüssigen Zustand direkt mit einem Formnegativ gestempelt werden – ?hnlich wie beim Buchdruck von Gutenberg?, erkl?rt Ko-Erstautorin ?lle-Linda Talts, Doktorandin bei Rachel Grange. Wenn die Forscher:innen das Material auf 600?°C erhitzen, erh?lt das gestempelte Material die kristallinen Eigenschaften, welche eine Lichtumwandlung wie beim grünen Laserpointer erm?glichen.
Das neue Verfahren hat mehrere Vorteile: Nanostrukturen in Lithiumniobat zu erzeugen, ist mit herk?mmlichen Techniken schwierig, da dieses Material sehr stabil und hart ist. Die neue Methode hingegen eignet sich sogar für die Massenproduktion, da die Druckvorlage mehrfach verwendet werden kann, um die gewünschte Zahl an Meta-Linsen zu drucken. Das spart Zeit und Kosten im Vergleich zu bisherigen Verfahren, mit denen Lithiumniobat bearbeitet wird.
Ultradünne-Linsen erzeugen neues Licht
So ist es den ETH-Forschenden um Grange mit dieser Technik erstmals gelungen, Meta-Linsen aus Lithiumniobat mit pr?zise ausgearbeiteten Nanostrukturen herzustellen. Diese Meta-Linsen funktionieren wie normale Linsen, k?nnen aber zus?tzlich Laserlicht der halben Wellenl?nge erzeugen und steuern. Schicken die Forscher:innen Infrarotlicht mit einer Wellenl?nge von 800 Nanometern durch die Meta-Linse, tritt auf der anderen Seite sichtbares Licht mit einer Wellenl?nge von 400 Nanometern aus, das auf einen definierten Brennpunkt fokussiert wird.
Diese ?Magie? der Lichtumwandlung, wie Rachel Grange es nennt, ist nur m?glich, weil die ultradünne Meta-Linse speziell strukturiert ist und das Material diesen nichtlinearen optischen Effekt überhaupt erst erm?glicht. Der Effekt ist nicht auf eine bestimmte Laserwellenl?nge beschr?nkt und daher in unterschiedlichsten Bereichen vielseitig einsetzbar.
Von f?lschungssicheren Banknoten bis zur neuen Mikroskopie
Meta-Linsen oder ?hnliche Nanostrukturen, die Hologramme erzeugen, k?nnten als Sicherheitsmerkmale auf Banknoten oder zur Echtheitsprüfung von Kunstwerken dienen. Die Strukturen sind zu klein, um sie mit sichtbarem Licht zu erkennen. Und die nichtlinearen Materialeigenschaften erm?glichen eine zuverl?ssige ?berprüfung.
Forschende k?nnen auch die Umwandlung und Kontrolle von Laserlicht auch nutzen, um Infrarotlicht als sichtbares Licht mit einfachen und günstigen Kamerasensoren zu detektieren. Oder um moderne UV-Lithografiemaschinen zu vereinfachen. Diese Maschinen sind heute sehr teuer und gross, sind aber elementar für die Herstellung von Chips mit Strukturen in Nanometergr?sse.
Bis solche Meta-Linsen auf den Markt kommen, dürfte allerdings noch einige Zeit vergehen. Das Forschungsfeld dieser ultradünnen optischen Elemente an der Schnittstelle von Physik, Materialwissenschaften und Chemie ist noch jung. ?Wir haben das Potenzial dieses Technologiefeldes erst ansatzweise erfasst und sind gespannt, welchen Einfluss dieses kostengünstige Verfahren in Zukunft haben wird?, betont Grange.
Die Studie wurde teilweise durch einen SNF Consolidator Grant an Rachel Grange finanziert.
Literaturhinweis
Talts ?, Weigand H, Occhiodori I, Grange R, Scalable Lithium Niobate Nanoimprinting for Nonlinear Metalenses. Adv. Mater. 2025, 2418957. externe Seite https://doi.org/10.1002/adma.202418957